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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

des Prinzen gebot eine allgemeine Stille, woraus bald ein Gemurmel wurde, das mir gefährlich schien. Alle anwesenden Italiener rotteten sich zu Haufen und traten bei Seite. Einer um den andern verließ den Saal, bis wir uns beide mit dem Spanier und einigen Franzosen allein fanden. „Sie sind verloren gnädigster Herr, sagten diese, wenn sie nicht sogleich die Stadt verlassen. Der Venetianer, den sie so übel behandelt haben, ist reich genug ein Bravo zu dingen; Es kostet ihm nur funfzig Zechinen, Sie aus der Welt zu schaffen.“ Der Spanier bot sich an, zur Sicherheit des Prinzen Wache zu holen und uns selbst nach Hause zu begleiten. Dasselbe wollten auch die Franzosen. Wir standen noch und überlegten, was zu thun wäre, als die Thüre sich öfnete und einige Bedienten der Staatsinquisition hereintraten. Sie zeigten uns eine Ordre der Regierung, worinn uns beiden befohlen ward, ihnen schleunig zu folgen. Unter einer starken Bedekkung führte man uns bis zum Kanal. Hier erwartete uns eine Gondel, in die wir uns sezzen mußten. Ehe wir ausstiegen, wurden uns die Augen verbunden. Man führte uns eine große steinerne Treppe hinauf, und dann durch einen langen gewundenen Gang über Gewölber, wie ich aus dem vielfachen Echo schloß, das unter unsern Füßen hallte. Endlich gelangten wir vor eine andere Treppe, welche uns sechs und zwanzig Stuffen in die Tiefe hinunter führte. Hier öfnete sich ein Saal, wo man uns die Binde wieder von den Augen nahm. Wir befanden uns in einem Kraise ehrwürdiger

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)