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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

alter Männer, alle schwarz gekleidet, der ganze Saal mit schwarzen Tüchern behangen und sparsam erleuchtet, eine Todenstille in der ganzen Versammlung, welches einen schrökhaften Eindruk machte. Einer von diesen Greisen, wahrscheinlich der oberste Staatsinquisitor, näherte sich dem Prinzen, und frug ihn mit einer feierlichen Miene, während daß man ihm den Venetianer vorführte.

„Erkennen sie diesen Menschen für den Nämlichen, der sie auf dem Kaffehause beleidigt hat?

„Ja, antwortete der Prinz.

Darauf wandte er sich zu dem Gefangenen „Ist das dieselbe Person, die sie heute Abend wollten ermorden lassen?“

Der Gefangene antwortete mit Ja.

Sogleich öfnete sich der Krais und mit Entsezzen sahen wir den Kopf des Venetianers vom Rumpfe trennen. „Sind sie mit dieser Genugthuung zufrieden“? frug der Staatsinquisitor. – der Prinz lag ohnmächtig in den Armen seiner Begleiter – „Gehen sie nun, fuhr Jener mit einer schröklichen Stimme fort, indem er sich gegen mich wandte, und urtheilen sie künftig weniger vorschnell von der Gerechtigkeit in Venedig.“

Wer der verborgene Freund gewesen, der uns durch den schnellen Arm der Justiz von einem gewissen Tode gerettet hatte, konnten wir nicht errathen. Starr von Schrekken erreichten wir unsre Wohnung. Es war nach Mitternacht. Der Kammerjunker von Z*** erwartete uns mit Ungeduld an der Treppe. –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)