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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Ew. Majestät haben nur zu befehlen! sagte der Vezier.

Meine Väter, hub der Seidenweber an, waren sämtlich im Dienste der Kaiser von Kochin grau worden, und ich war der einzige noch lebende Zweig einer zahlreichen Familie. Ich hatte den Kriegsdienst zu meiner Bestimmung gemacht, und es war mir gelungen, daß ich durch Thätigkeit und Ordnung, mich so weit ausgezeichnet hatte, daß ich in den beiden Feldzügen, die Yoo gegen Tunkin unternahm, um seinen Unterthanen die freie Schiffarth auf allen Flüssen dieses Landes zu versichern, einige der wichtigsten Unternehmungen auszuführen gebraucht wurde, auch mir dabei viel Beifall erwarb, und der Kaiser selbst mich mit Ehrenbezeugungen überhäufte. Auf meinem Rükzuge aus Tunkin übernachtete ich mit meinen Kriegern zu Nam-ky, wo ich die Tochter des dasigen Befehlshabers kennen lernte. Vergebens würd ich mich bemühen, mit einem Feuer, das Alter gedämpft und Kummer zerstört haben, Reize zu schildern, davon ich in der Kraft der ersten Begeisterung Euch nur den Schimmer zu geben vermocht hätte. Sie war die Perle der Mädchen, und mein ganzes Herz huldigte sogleich der noch nie gesehenen Schönheit, auch ward meine Theilnehmung an ihr durch die Bemerkung, die ich zu machen glaubte, daß ich ihr ebenfalls nicht gleichgültig sei, gar sehr vermehrt. Kurz, ganz in ihr Anschaun versunken, fühlt ich bald, wie ich nicht ohne sie leben könne: ich wande mich an ihren Vater, um sie zu werben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_124.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)