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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Heinrich. Recht! Dein Vorschlag gefällt mir. Die Freude ist schon eines kleinen Opfers werth. Die kindische Verwunderung, was für Männer wir waren, wie süß wird sie nicht sein! Ich sage dir, es giebt Stellen in unserm Leben, die uns unglaublich scheinen werden. Diese Narbe auf deiner Stirne soll uns Stoff geben für manche Winterabende. Wie bald möchte sie vergessen werden, wenn du ausgingst und dir neue holtest! – so wird ihr Andenken immer frisch bleiben. – O! diese Narbe! (er drückt ihn heftig an sich und küßt ihn auf die Stirne.) Konrad, dir bin ichs schuldig, daß ich noch lebe, willst du dein eignes Geschenk so herabwürdigen? (mit rührendem Spott.) Du brauchst es nicht, Konrad, denn sieh, die Schuld drückt mich nicht.

Konrad. (mit erstickter Stimme.) Warum davon? –

Heinrich. Wende dich nicht weg, Lieber. Hemme diese Thräne nicht. Es ist eine fruchtbare Thräne, ich sehe schon Thaten in ihr keimen.

Konrad. Nein Heinrich, mit mir ist es vorbei. Meine Schuld an die Welt, an meinen Stand ist bezahlt – ich darf sagen, redlich bezahlt. Ich begreif’ es sehr wohl,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)