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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Heinrich. Nun seht Ihr’s, jetzt sind es sieben Jahre, da fochten wir zusammen, Euer Konrad und ich, für die Sache Ludwigs von Baiern gegen den alten König von Böhmen. Im Kampfe mein Pferd unter mir todt gestochen. Eine Schaar von Böhmen umringte mich, ich lag da verwundet und wehrlos. Schon fiel eine böhmische Axt auf mein Haupt nieder, als Konrads Arm den Streich abwendete. Grimmig wie ein Löwe, stürzte er sich in den Haufen; er allein scheuchte sie alle aus einander, und machte mir Lust, daß ich aufstand und weiter focht. Von diesem Tag ist ihm die Narbe geblieben. Mir ist er sie schuldig, und ich ihm das Leben.

Mathilde. Das war sehr schön von Euerm Freunde.

Heinrich. Wirklich? Nun so hoff’ ich auch, Ihr werdet dankbar sein gegen den Mann, den Euer Conrad seinen schönsten Schmuck verdankt. Ich möchte Euch gern willkommen sein, könnt Ihr mir den Wunsch verargen?

Mathilde. Ich verstehe Euch, Ritter. Willkommen seid Ihr mir, ohngeachtet – (fein) ohngeachtet es Euch jetzt wunderbar vorzukommen scheint, daß Ihr ihn damals für mich schmücktet. (Sie geht ab.)


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)