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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Kapitain, sagte er, mit mir ist es vorbei. Ich muß fort. Ich kann es länger nicht aushalten.“

„Was ist Ihnen Chevalier? Was haben Sie?“

„O diese fürchterliche Leidenschaft! (Hier fuhr er mit Heftigkeit von dem Stuhle auf, und warf sich in meine Arme) – Ich habe sie bekämpft wie ein Mann. – Jetzt kann ich nicht mehr.“

„Aber an wem liegt es denn, liebster Freund, als an Ihnen? Steht nicht alles in Ihrer Gewalt? Vater, Familie –“

„Vater! Familie! Was ist mir das? – Will ich eine erzwungene Hand, oder eine freiwillige Neigung? – Hab’ ich nicht einen Nebenbuhler? – Ach! Und welchen? – Einen Nebenbuhler vielleicht unter den Todten? – O lassen Sie mich! Ging es auch bis an's Ende der Welt. Ich muß meinen Bruder finden.“

„Wie? Nach so viel fehlgeschlagenen Versuchen können Sie noch Hoffnung –“

„Hoffnung! – In meinem Herzen starb sie längst. Aber auch in Jenem? – Was liegt daran, ob ich hoffe? - Bin ich glücklich, so lange noch ein Schimmer dieser Hoffnung in Antoniens Herzen glimmt? – Zwei Worte, Freund, könnten meine Marter enden – Aber umsonst! Mein Schicksal wird elend bleiben, bis die Ewigkeit ihr langes Schweigen bricht und Gräber für mich zeugen.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)