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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 1

Epode.
Einen Wald von eh’rnen Lanzen
seh’ ich sie um deine Felsenthürme pflanzen,
Stadt der Phryger, hohe Pergamus!
Deiner Männer Häupter, deiner Frauen

940
unerbittlich von dem Nacken hauen,

Leichen über Leichen häufen,
deine stolze Veste schleifen,
unglücksvolle Pergamus.
Da wird’s Thränen kosten deinen Bräuten

945
und der Gattinn Priamus!


Wie wird nach dem geflohenen Gemahl
die Tochter Jovis jezt zurücke weinen!
Ihr Götter! solche Angst und Quaal,
entfernet sie von mir und von den Meinen!

950
Wie wird die reiche Lydierinn

den Busen jammernd schlagen,
und wird’s der stolzen Phrygerinn
am Webestuhle klagen!

 Ach! wenn nun die Sagen schallen,

955
 daß die hohe Stadt gefallen,

 die die Wehre meiner Heimat war!
 Wer, wenn es herum erschollen,
 schneidet wohl der Thränenvollen
 von dem Haupt das schön gekämmte Haar?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_057.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)