Seite:De Thalia Band2 Heft6 071.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Indessen kann auch diejenige Toleranz, die aus Empfänglichkeit für Begeisterung entsteht, gemißbraucht werden, wenn ein gewisses Streben nach Paradoxie sich ausbreitet, das eigentlich ein Behelf des kleinen Talents ist, und wozu sich der große Künstler nur aus Bequemlichkeit herabläßt. Er bedarf des Kunstgriffs nicht, seine Wirkung durch prahlende Contraste zu verstärken, und auf diese Manier sich einzuschränken, wäre bei ihm eine Art von Erschlaffung. Der höchste Triumph der Kunst ist: Größe mit Grazie vereinigt, und wer dieses Ziel zu erreichen bestimmt war, versündigt sich an sich selbst, wenn er aus einer Art von Trägheit auf einer niedrigern Stufe stehen bleibt.

K.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)