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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Die Geständnisse des Sicilianers ließen in seinem Gemüth wichtigere Folgen zurück, als dieser ganze Gegenstand werth war, und der kleine Sieg, den seine Vernunft über diese schwache Täuschung davon getragen, hatte die Zuversicht zu seiner Vernunft überhaupt erhöht. Die Leichtigkeit, mit der es ihm gelungen war, diesen Betrug aufzulösen, schien ihn selbst überrascht zu haben; in diesem Kopfe hatten sich Wahrheit und Irrthum noch nicht so genau von einander gesondert, daß es ihm nicht oft begegnet wäre, die Stützen der einen mit den Stützen des andern zu verwechseln, daher kam es, daß der Schlag, der seinen Glauben an Wunder stürzte, das ganze Gebäude seinen Glauben zugleich zum Wanken brachte. Es ergieng ihm hier, wie einem unerfahrnen Menschen, der in der Freundschaft oder Liebe hintergangen worden, weil er schlecht gewählt hatte, und der nun seinen Glauben an diese Empfindungen überhaupt sinken läßt, weil er bloße Zufälligkeiten für wesentliche Kennzeichen derselben aufnimmt. Ein entlarvter Betrug machte ihm auch die Wahrheit verdächtig, weil er sich die Wahrheit unglücklicherweise durch gleich schlechte Gründe bewiesen hatte.

Dieser vermeintliche Triumph gefiel ihm um so mehr, je schwerer der Druck gewesen, wovon er ihn zu befreien schien. Von diesem Zeitpunkt an regte

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)