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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

und gründliche Werth unsers Prinzen neben dieser schreienden Vortrefflichkeit auskommen wird, muß der Ausgang lehren.

In unsrer innern Einrichtung sind seit der Zeit viele und große Veränderungen geschehen. Wir haben ein neues prächtiges Haus, der neuen Prokuratie gegenüber, bezogen, weil es dem Prinzen im Mohren zu eng wurde. Unsre Suite hat sich um zwölf Köpfe vermehrt, Pagen, Mohren, Heiducken, u. dgl. m. – Alles geht jezt in’s Große. Sie haben während Ihres Hierseins über Aufwand geklagt – jezt sollten Sie erst sehen!

Unsre Lage ist noch die alte – außer, daß der Prinz, der durch Ihre Gegenwart nicht mehr in Schranken gehalten wird, wo möglich noch einsilbiger und frostiger gegen uns geworden ist, und daß wir ihn jezt außer dem An- und Auskleiden wenig haben. Unter dem Vorwand, daß wir das Französische schlecht und das Italienische gar nicht reden, weiß er uns von seinen mehresten Gesellschaften auszuschließen, wodurch er mir für meine Person eben keine große Kränkung anthut; aber ich glaube, das Wahre davon einzusehen: er schämt sich unsrer – und das schmerzt mich, das haben wir nicht verdient.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)