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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Aus dem Bisherigen, sehe ich wohl, folgt, daß eine gute That an ihrer schlimmen Wirkung nicht Schuld ist, und eine schlimme That nicht an ihrer vortrefflichen. Aber zugleich folgt auch daraus, daß weder die gute an ihrer guten Wirkung, noch die schlimme an ihrer schlimmen Schuld ist, und daß also beide in ihren Wirkungen ganz gleich sind. – Sie müßten denn die seltenen Fälle ausnehmen wollen, wo die unmittelbare Wirkung zugleich auch die abgezweckte ist.

„Eine solche unmittelbare gibt es gar nicht, denn zwischen jede Wirkung, die der Mensch außer sich hervorbringt, und deren innre Ursache, oder den Willen, wird sich eine Reihe gleichgültiger einschieben, wenn es auch nichts als Muskularbewegung wäre. Sagen Sie also dreist, daß beide in ihren Wirkungen durchaus moralisch einerlei, d. i. gleichgültig sind. – Und wer wird dieses läugnen wollen? Der Dolchstich, der das Leben eines Heinrichs IV. und eines Domitians endigt sind beide ganz die nehmliche Handlung.“

Recht, aber die Motive –

„Die Motive also bestimmen die moralische Handlung. Und woraus bestehen die Motive?“

Aus Vorstellungen.

„Und was nennen Sie Vorstellungen?“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)