Seite:De Thalia Band2 Heft6 145.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Der Prinz verlor hier die Geduld. „Wann werd’ ich Ihnen doch begreiflich machen können, fieng er an, daß die Natur kein Ganzes kenne? Stellen Sie zusammen, was zusammen gehört. War jenes Komplott eine Handlung, oder nicht vielmehr eine Kette von hunderttausenden? – und von hunderttausend mangelhaften, gegen welche ihre kleine Wohlthat noch immer im Vortheile stehet. Der Trieb der Menschenliebe schlief bei allen, der bei der Ihrigen thätig war. Aber wir kommen ab. Wo blieb ich?“

Eine gute Handlung sei, wobei mehr Kräfte thätig waren, und umgekehrt.

„Und dadurch also, daß weniger Kräfte bei ihr thätig waren, wird eine schlimme Handlung schlimm, und so umgekehrt?“

Ganz begreiflich.

„Bei einer schlimmen Handlung wird also nur verneinet, was bei einer guten bejahet wird?“

So ist’s.

„Ich kann also nicht sagen, es gehörte ein böses Herz dazu, diese That zu begehen, so wenig als ich sagen kann, es gehörte ein Kind und nicht ein Mann dazu, diesen Stein aufzuheben?“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)