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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Wesen in Bewegung sezt; und nur das Gute, wissen wir ja, kann Genuß gewähren.“

Ich bin befriedigt. Aus dem bisherigen folgt unwidersprechlich, daß z. B. ein Mensch von hellem Geist und wohlwollendem Herzen nur darum ein besserer Mensch ist als ein andrer von eben so viel Geist und einem minder wohlthätigen Herzen, weil er sich dem Maximum innrer Thätigkeit mehr nähert. Aber eine andre Bedenklichkeit steigt in mir auf. Geben Sie einem Menschen die Eigenschaften des Verstandes, des Muths, der Tapferkeit u. s. f. in einem vorzüglich hohen Grade, und lassen Sie ihm nur die einzige Eigenschaft, die wir gutes Herz nennen, mangeln – werden Sie ihn einem andern vorziehen, der jene Eigenschaften in einem niedrigem Grade, dieß leztere aber in seinem größten Umfang besitzet? Unstreitig ist jener ein weit thätigerer Mensch als dieser, und da nach Ihnen die Thätigkeit der Kräfte den moralischen Preis bestimmet, so würde also Ihr Urtheil für ihn ausfallen, und mit dem gewöhnlichen Urtheil der Menschen in einem Widerspruche sich befinden.

„Es würde ohnfehlbar sehr übereinstimmend damit seyn. Ein Mensch, dessen Verstandeskräfte in einem hohen Grade thätig sind, wird eben so gewiß

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)