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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 2

Clytemnestra.
 Mit dir
vermählen sie mein Kind um es zu würgen!

Achilles.
Ich bin entrüstet über Agamemnon,

1115
und nicht so leicht werd’ ich es hingehn lassen.


Clytemnestra
(fällt ihm zu Füßen.)
Und ich erröthe nicht, mich vor dir nieder
zu werfen, ich, die Sterbliche, vor dir,
den eine Himmlische gebahr. Weg eitler Stolz!
Kann sich die Mutter für ihr Kind entehren?

1120
O Sohn der Göttinn! Hab’ Erbarmen mit

der Mutter, mit der Unglückseligen Erbarmen
die deiner Gattinn Nahmen schon getragen!
Mit Unrecht trug sie ihn. Doch hab’ ich sie
als deine Braut hieher geführt, dir hab’ ich

1125
mit Blumen sie geschmücket – Ach! ein Opfer

hab’ ich geschmückt, ein Opfer hergeführt!
O! das wär’ schändlich, wenn du sie verließest:
War sie durch Hymens Bande gleich die Deine
noch nicht – Du wardst als der geliebteste

1130
Gemahl der Unglücksel’gen schon gepriesen!

Bei dieser Wange, dieser Rechte, bei
dem Leben deiner Mutter sei beschworen!
Verlaß uns nicht! Dein Nahme ist’s, der uns

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)