Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält Iphigenie in Aulis – Teil 2 | |
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„Gibt es keine Götter, warum muß ich leiden, d. h. warum muß meine Iphigenie einer Diana wegen sterben?“
10) Verzweiflung wo ich nur beginnen mag! Verzweiflung wo ich enden mag!) Josua Barnes übersetzt: Quodnam malorum meorum sumam exordium? Omnibus enim licet uti primis, et postremis et mediis ubique. Angenommen, daß dieser Sinn der wahre ist, so liegt ihm vielleicht eine Anspielung auf irgend eine griechische Gewohnheit zum Grunde, dergleichen man im Euripides mehrere findet. Da der Reitz, den eine solche Anspielung für ein griechisches Publikum haben konnte, bei uns wegfällt, so würde man dem Dichter durch eine treue Uebersetzung einen schlechten Dienst erweisen.
11) Besser in Schande leben, als bewundert sterben.) Der französische Uebersetzer mildert diese Stelle: une vie malheureuse est même plus prisée qu’une glorieuse mort. Wozu aber diese Milderung? Iphigenie darf und soll, in dem Zustande worin sie ist, und in dem Affekt, worin sie redet, den Werth des Lebens übertreiben.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)