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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

sie zu Engländerinnen, weil sie eine fremde Sprache gesprochen und ihn mit Gold bezahlt hätten. Auch ihren Begleiter kenne er nicht, er komme ihm vor wie ein Spiegelfabrikant aus Murano. Nun wußten wir wenigstens, daß wir sie nicht in der Giudecca zu suchen hätten, und daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Insel Murano zu Hause sei; aber das Unglück war, daß die Beschreibung, welche der Prinz von ihr machte, schlechterdings nicht dazu taugte, sie einem Dritten kenntlich zu machen. Gerade die leidenschaftliche Aufmerksamkeit, womit er ihren Anblick gleichsam verschlang, hatte ihn gehindert, sie zu sehen; für alles das, worauf andere Menschen ihr Augenmerk zuerst und vorzüglich würden gerichtet haben, war er ganz und gar blind gewesen; nach seiner Schilderung war man eher versucht, sie im Petrarch oder Tasso, als auf einer venetianischen Insel zu suchen. Außerdem mußte diese Nachfrage selbst mit größter Vorsicht geschehen, um weder die Dame auszusetzen, noch sonst ein anstößiges Aufsehen zu erregen. Weil Biondello, außer dem Prinzen, der einzige war, der sie, durch den Schleier wenigstens, gesehen hatte, und also wieder erkennen konnte, so suchte er, wo möglich, an allen Orten, wo sie vermuthet werden konnte, zu gleicher Zeit zu seyn, das Leben des armen Menschen war diese ganze Woche über nichts, als ein ewiges Rennen durch alle Straßen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_092.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)