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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

in heulende Verwünschungen ergossen.
So halten wir den Ewigjammernden
im Dunkel hier verborgen. Du, mein Sohn,
hast unterdeß im Ausland, wie sie sagen,
des Hochzeitbettes Freuden dir bereitet,
hast – o welch harter Schlag für deine Mutter
und welcher Schimpf für Lajus, deinen Ahnherrn!
hast Fremde zu den Deinigen gemacht,
und fremden Fluch an unser Haus gekettet.
Ich hatte dir die Hochzeitfackel ja
nicht angezündet, wie es sittlich ist
und recht, und wie’s beglückten Müttern ziemet,
und der Ismen gab dir die Welle nicht
zum hochzeitlichen Bad, kein Freudenton
begrüßte deine Braut in Thebens Thoren!
Verwünscht sei’n alle Plagen, die das Haus
des Oedipus, sei’s durch der Söhne Schwert
und Zwietracht, sei’s um seiner Sünde willen,
sei’s durch des Schicksals blinden Schluß, bestürmen.
Auf meinem Haupte schlagen sie zusammen.

Chor.
Hart sind die Wehen der Gebährerinn,
drum lieben alle Mütter so die Kinder!

Polynices.
Hier bin ich mitten unter Feinden, Mutter.
Hab’ ich mir gut gerathen oder schlimm?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)