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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Jokaste.
Gelaß’ner. Uebereilung thut nicht gut,
Bedachtsamkeit macht alle Dinge besser.
Nicht diesen finstern Blick! Nicht dieses Schnauben
verhaltner Wuth! Es ist kein abgerißnes
Medusenhaupt, was du betrachten sollst,
dein Bruder ist’s, der zu dir kam – Auch du,
Polynices, gönn’ ihm dein Angesicht;
weit besser spricht sich’s, weit eindringender,
wenn deine Blicke seinem Blick begegnen,
weit besser wirst du ihn verstehn. Hört Kinder!
Ich will euch eine kluge Lehre geben.
Wenn Freunde, die einander zürnen, sich
von Angesicht zu Angesicht nun wieder
zusammen finden, seht, so müssen sie,
uneingedenk jedweder vorigen
Beleidigung, sich einzig dessen nur,
weßwegen sie beisammen sind, erinnern!
(Zu Polynices.)
     Du hast das erste Wort, mein Sohn. Weil dir
Gewalt geschehen, wie du sagst, bist du
mit dem Argiverheer heraufgezogen.
Und möchte einer der Unsterblichen
nun Schiedsmann seyn, und eure Zwietracht tilgen!

Polynices.
Wahrheit liebt Einfalt. Die gerechte Sache
hat künstlich schlauer Wendung nicht vonnöthen.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)