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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Besitzungen viel Müh’ und Angst empfinden?
Denn was ist Ueberfluß? Sprich selbst. Ein Nahme!
Just haben, was er braucht, genügt dem Weisen.
Und Schätze sind kein Eigenthum des Menschen,
der Mensch verwaltet nur, was ihm die Götter
verliehn, und, wenn sie wollen, wieder nehmen.
Ein Tag macht den Begüterten zum Bettler.
Nun laß ich unter Zweien dir die Wahl.
Was willst du lieber? Deine Vaterstadt
erhalten oder herrschen? – Du willst herrschen!
Wie aber, wenn der Sieger wird, und seiner
Argiver Scharen deine Heere schlagen,
willst du dann Zeuge seyn, wie Thebens Stadt
zu Grunde stürzet, seine Jungfrauen,
ein Raub des Siegers, in die Knechtschaft wandern?
Ehrgeitziger, das leg’ ich dir an’s Herz,
so theu’r muß Thebe deinen Golddurst zahlen!
(sich zu Polynices wendend)
Und du, mein Sohn Polynices – dir hat
Adrastus einen unverständ’gen Dienst
erzeigt und von dir selbst ist’s unverständig,
dein Vaterland mit Krieg zu überziehn!
Gesezt (wofür die Götter uns bewahren!)
du unterwärfest dir die Stadt, was für
Trophäen willst du deinem Sieg errichten?
Mit welchen Opfern den Unsterblichen
für deines Vaterlandes Umsturz danken?


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)