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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Minister noch von einem kühnern Schritte abschrekte, führten sie ihr Vorhaben für sich allein aus, und sezten ein gemeinschaftliches Schreiben an den König auf, worin sie den Minister förmlich als den Feind der Nation, und als die Ursache aller bisherigen Unruhen anklagten. Sie erklärten, daß das allgemeine Mißvergnügen nicht aufhören würde, so lange dieser verhaßte Prälat am Staatsruder säße, und daß sie selbst nicht mehr im Staatsrath erscheinen könnten, wenn es Sr. Majestät nicht gefiele, diesen Mann zu entfernen. Da auf dieses Gesuch nichts erfolgte, so verließen sie den Staatsrath wirklich, von welchem der Kardinal nun einen unumschränkten Besitz nahm.

Da es ihnen auf diesem Wege mißlungen war, den Minister zu entfernen, so suchten sie es durch Verspottung seiner Person und seiner Verwaltung dahin zu bringen, daß er selbst resignirte. Ein lustiger Einfall, den Egmont hatte, der sämmtlichen Dienerschaft des Adels eine gemeinschaftliche Liverei zu geben, worauf eine Narrenkappe gestickt war, sezte den Kardinal, auf den diese gedeutet wurde, dem allgemeinen Gelächter aus, daß der Hof sich darein mengen, und diese Liverei verbiethen mußte. Die Ausgelassenheit des Pöbels gegen den Minister gieng so weit, daß man ihm Pasquille in die Hand schob, wenn er sich öffentlich zeigte. Er hatte dem Haß der ganzen

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)