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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Ganz Brüssel, das sich um das Schaffot drängte, fühlte den tödlichen Streich mit. Laute Thränen unterbrachen die fürchterlichste Stille. Der Herzog, der der Hinrichtung aus einem Fenster zusah, wischte sich die Augen.

Bald darauf brachte man den Grafen von Hoorn. Dieser von einer heftigern Gemüthsart als sein Freund, und durch mehr Gründe zum Hasse gegen den König gereizt, hatte das Urtheil mit weniger Gelassenheit empfangen, ob es gleich gegen ihn in einem geringern Grad unrecht war. Er hatte sich harte Aeußerungen gegen den König erlaubt, und mit Mühe hatte ihn der Bischof dahin vermocht, von seinen lezten Augenblicken einen bessern Gebrauch zu machen, als sie in Verwünschungen gegen seine Feinde zu verlieren. Endlich sammelte er sich doch, und legte dem Bischoff seine Beichte ab, die er ihm anfangs verweigern wollte.

Unter der nehmlichen Begleitung wie sein Freund bestieg er das Gerüste. Im Vorübergehen begrüßte er viele aus seiner Bekanntschaft, er war ungebunden wie Egmont, in schwarzem Wamms und Mantel, eine mailändische Mütze von eben der Farbe auf dem Kopfe. Als er oben war, warf er die Augen auf den Leichman, der unter dem Tuche lag, und fragte einen der Umstehenden, ob es der Körper seines Freundes

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)