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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Was war natürlicher, als daß sich nun eben die Folgen einstellten, welche in einem solchen Fall unausbleiblich sind? – die höchste Unreinlichkeit und ansteckende Seuchen. Hier also wurde schon der erste Grund zu dem Uebel gelegt, welches dieser Nation bis auf die heutigen Zeiten eigen geblieben ist; aber damals mußte es in einem fürchterlichen Grade wüthen. Die schreklichste Plage dieses Himmelsstrichs, der Aussatz, riß unter ihnen ein, und erbte sich durch viele Generationen hinunter. Die Quelle des Lebens und der Zeugung wurden langsam durch ihn vergiftet, und aus einem zufälligen Uebel entstand endlich eine erbliche Stammsconstitution. Wie allgemein dieses Uebel gewesen, erhellt schon aus der Menge der Vorkehrungen, die der Gesetzgeber dagegen gemacht hat; und das einstimmige Zeugniß der Profanscribenten, des Egyptiers Manetho, des Diodor von Sicilien, des Tacitus, des Lysimachus, Strabo und vieler andern, welche von der Jüdischen Nation fast gar nichts, als diese Volkskrankheit des Aussatzes kennen, beweißt, wie allgemein und wie tief der Eindruck davon bey den Egyptern gewesen sey.

Dieser Aussatz also, eine natürliche Folge ihrer engen Wohnung, ihrer schlechten und kärglichen Nahrung, und der Mißhandlung, die man gegen sie ausübte, wurde wieder zu einer neuen Ursache derselben. Die man anfangs als Hirten verachtete, und als Fremdlinge mied, wurden jetzt als Verpestete geflohen, und verabscheut. Zu der Furcht und dem Widerwillen also,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)