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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.
Die enthüllte Bastille

Um [3] Uhr Nachmittags erscheint ein Haufen bewaffneter Bürger mit einigen französischen Gardisten untermischt. Er kam vom Arsenal durch den [Ulmhof] in den ersten Hof, wo nur einer und noch dazu unbewaffneter Invalide am Thor Wache hielt, gieng dann auf die Brücke, die zum Gouverneurshofe führte, und damals aufgezogen war, und schlug die Kloben, an denen die Ketten hiengen, entzwey, so daß die Brücke niederfiel. Diese Unternehmung konnte um so viel leichter zu Stande kommen, da der Gouverneur Befehl gegeben hate, auf die Angreifenden nicht zu feuern, bis man sie aufgefodert hätte, sich zurückzuziehn, welches sich wegen der Entfernung nicht thun ließ. Indeß schossen diese auf die Besatzung, die oben auf den Thürmen stand; und eben dasselbe hatten schon Tags zuvor, verschiedne Haufen gethan, die in der Nähe vorbeygezogen.

Nachdem die Brücke gefallen war, sprengte man das Thor mit einer Axt, und zog in den Hof. Hier wollten sie mit der Steinbrücke, welche längs den Küchen zu dem Corps de la Place führte, eben so als mit der erstern verfahren. Auf die Frage, was ihr Verlangen sey, schrien sie alle: Laßt die Brücken nieder. Hierauf wurde ihnen zur Antwort gegeben ihr Begehren könne nicht erfüllt werden, sie sollten sich zurückziehen, oder man würde Gewalt brauchen. Weil aber ihr Geschrey: Die Brücken nieder, die Brücken nieder noch immer heftiger ward, so erhielten 90 Mann Invaliden, die bey den Schießlöchern zu

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)