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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.
Die enthüllte Bastille

denken, die wir nicht in diesem Augenblick erdulden mußten. Man drohte uns sogar den Tod unter allen nur möglichen Martern. Als endlich die Wuth des Volks ein wenig nachgelassen hatte, wurde ich, mit einem Theil meiner Mannschaft, der bisher um mich geblieben war, nach dem Hôtel de Ville geführt. Alle Häuser und Straßen, durch welche ich zog, waren mit einer unzähligen Menge angefüllt, die mich beschimpfte und verspottete. Man setzte mir beständig Bajonette, Degen, oder Pistolen auf die Brust, und ich mußte mit jedem Augenblick mein Ende erwarten. Die Unbewaffneten hoben Steine gegen mich auf. Weiber fletschten die Zähne, und drohten mir mit geballter Faust. Zwey meiner Soldaten wurden von diesem wüthenden Pöbel hinter mir ermordet. Ich selbst würde schwerlich bis an die Stadt gekommen seyn, wenn nicht ein gewisser Riccart und ein gewisser Favereau, die mich begleiteten, das Volk zur Schonung angehalten hätten.

Endlich kam ich unter einem beständigen allgemeinen Geschrey, daß man mich henken solle, bis auf einige hundert Schritte vor das Hôtel de Ville, als man mir einen Kopf auf einer Lanze gesteckt vorzeigte, und dabey sagte, daß dieß der Kopf des Hrn. de Launay sey. Unterwegs nach dem Greve Platz kam ich dem Herrn de Losme Major de Place vorüber, der dort in seinem Blut auf der Erde lag. Ich hörte, daß in einiger Entfernung Mr. de Miray, Aide Major, getödet worden; gegen mir über beschäfftigte man sich einen Offizier und zwey arme Invaliden aufzuknüpfen, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)