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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.
Die enthüllte Bastille

So viel aber weiß ich gewiß, daß mehrere vom Volk durch ihre eigenen Cameraden sind erschossen worden; denn kaum hatten sie die Bastille in ihrer Gewalt, so drückten alle ihr Gewehr ab, ohne zu bedenken, wohin, oder auf wen, sie anlegten.

Man erzählt, die Besatzung habe auf den Thürmen eine weiße Fahne ausgehängt, und nachher noch einmahl Feuer gegeben. Ob dieß wahr sey oder nicht, will ich dahingestellt seyn lassen, da ich vom Hofe nicht bemerken konnte, was auf den Plat-formes vorgieng, allein die Sache bleibt mir doch immer vielen Zweifeln unterworfen. Gesetzt sie wäre wahr, so könnten die Schüsse von denen hergekommen seyn, die sich in den Zimmern zu beyden Seiten des Thors befanden, und also die ausgesteckte Fahne nicht sehen konnten; nur darf man, wie ich glaube, deswegen noch nicht den Commendanten der Verrätherey beschuldigen.

Uebrigens, glaube ich, wird es schwer halten, dieses Vorgehen selbst zu vertheidigen, da ich, und wahrscheinlich auch kein anderer, nie etwas von einer weißen Fahne gehört habe, die in der Bastille soll gewesen seyn.

Selbst die Art der Erzählung trägt alle Spuren der Unächtheit an sich. Einige sagen, es sey dieß des Morgens geschehen; andre, während des Angriffs: einige wollen die Fahne auf diesem, andre auf jenem Thurm gesehen haben. Wäre die Fahne wirklich aufgesteckt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)