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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

ein Glück, daß ich noch nicht weggegangen bin! Hier liegt ihre Armspange von Blumen; sie duftet den köstlichen Geruch der Usirawurzel, die ihren Busen durchbalsamte; und indem sie dem niedlichen Arm entschlüpfte, ward sie meinem Herzen eine neue Fessel.

(Hebt die Armkette ehrerbietig auf.)

Sacontala. (beiseite, blickt auf ihre Hand.) Weh mir! war ich so matt, daß die Fasern des Lotosstengels, die meinen Arm umschlangen, von mir unbemerkt zur Erde fallen konnten?

Duschmanta. (für sich, steckt die Spange in seinen Busen.) O himmlisches Gefühl dieser Berührung! – Von diesem Zierrath deines schönen Arms, Geliebteste, leblos und sinnlos wie es ist, gewinnt dein unglücklicher Liebhaber neues Vertrauen – Seligkeit, die du ihm weigertest!

Sacontala. (beiseite.) Hier bleib' ich nicht länger. Unter diesem Vorwand darf ich zurückgehn.

(Sie geht langsam auf ihn zu.)

Duschmanta. (entzückt) Ha! die Fürstin meiner Seele beglückt diese Augen wieder! Gütiger Himmel, du bestimmtest mir Freude nach so vielem Leiden. Der Vogel Chatak, dessen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)