Seite:De Thalia Band3 Heft10 105.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

erhalten hatte, ihn keinen Menschen sehen zu lassen. Der Befehlshaber behandelte seinen Gefangenen mit der größten Achtung. Er bediente ihn selbst, und nahm in der Thür des Vorzimmers den Köchinnen die Schüsseln ab, so daß ihn keine je zu Gesichte bekam. Einst grub der Prinz mit einem Messer seinen Namen auf den Rücken eines Tellers ein. Ein Sklave, dem der Teller in die Hände fiel, trug ihn zum Commendanten, in der Hoffnung sich dadurch eine Belohnung zu verdienen. Statt dessen aber wurde er auf der Stelle niedergemacht, um mit ihm ein Geheimniß von der größten Wichtigkeit zu begraben. Der Mann mit der Maske blieb mehrere Jahre in dem Schloß auf der Insel St. Margerite, bis der Befehlshaber derselben zur Belohnung seiner treuen Dienste zum Commendanten der Bastille ernannt ward. Denn nun erforderte es die Klugheit, den Gefangenen nicht von einem Manne zu trennen, dem man ihn einmal anvertraut hatte. Ein andrer hätte vielleicht weniger treu, weniger pünctlich seyn können.

Man brauchte auf der Insel sowohl als in der Bastille die Vorsicht, über den Prinzen eine Maske zu werfen wenn man ihm, Krankheiten oder anderer Ursachen halber, fremde Menschen zuführen mußte. Mehrere glaubwürdige Personen versichern, ihn maskirt gesehen zu haben, und erzählen, daß er den Gouverneur geduzt, dieser

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)