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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Am meisten beunruhigten die Türken die spanische Bastei. Ohnerachtet sie täglich zurückgeschlagen wurden, kehrten sie dennoch von Tag zu Tag mit desto größerem Eifer zurück. Endlich gelang es ihnen, bis in das innerste Retranchement einzudringen. Die Stadt war in der größten Gefahr. Die Sturmglocken verkündigten es mit schauderndem Getöse, alles strömte herbei. Martinengo, obgleich noch nicht ganz wieder hergestellt, stürzte selbst mit einer Schaar von Rittern dem Feind entgegen. Jeder brannte vor Begier, der erste auf dem Kampfplatz zu seyn; jeder gehorchte nur seinem Muth und seiner Verzweiflung. Der Feind zeigte nicht minder Herzhaftigkeit. Das Gefecht war blutig und heftig, lang schwankte der Sieg. Zum größten Glück für die Festung, fiel plötzlich ein ungewöhnlicher Regen. Das Wasser stürzte in Strömen vom Himmel und schwemmte den Erdwall an den feindlichen Laufgräben hinweg, daß das Geschütz der Christen die darunter befindlichen Arbeiter erreichen konnte. Von allen Seiten bestürmten die Batterien der Festung den Feind — alles floh nach dem Lager.

Solimann gerieth bei diesem Anblick ausser sich. Sechs stürmische Monate waren seit dem Anfang der Belagerung verfloßen, und noch kein einziger Sieg erfochten.

Die Furcht, daß sich die christlichen Mächte endlich zu einem allgemeinen Krieg gegen ihn verschwören möchten, wirkten so heftig auf seine stolze Seele, daß

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)