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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Ohnerachtet die Stadt nur noch einem Schutt- und Steinhaufen glich, und die Festung gänzlich zu Grunde gerichtet war, so hatten doch die Ritter in der spanischen Bastei ihren Platz noch immer behauptet. Der Großmeister gieng selbst dahin, um sie desto leichter vertheidigen zu können. Es begann ein blutiges, hartnäckiges Treffen, welches mehrere Tage fortdauerte. Beide Theile stritten mit gleicher Herzhaftigkeit. Die Ritter stürzten sich verzweiflungsvoll auf den Feind ein, und schienen sich gleichsam dem Tod in die Arme zu werfen, der sie floh, und ihrer Verzweiflung spottete. Endlich neigte sich das Glück auf ihre Seite. Sie richteten eine fürchterliche Niederlage unter den feindlichen Truppen an und diese wandten den Rücken. Aber, von Solimanns Drohungen angespornt erneuerten sie am folgenden Tag den Sturm, und erschienen in so großer Menge auf der Mauer, daß die Ritter gezwungen waren, der Menge den Platz einzuräumen, und sich in die Stadt zurückzuziehen. Fliehend kämpften sie noch, und waren fest entschlossen den letzten Blutstropfen zu wagen, und sich unter die einstürzenden Trümmern begraben zu lassen.

Endlich erschien die ganze Bürgerschaft, und bath den Großmeister flehentlichst, die Kapitulation einzugehen, und ihnen zu erlauben, daß sie Deputierten in das feindliche Lager senden dürften, um dort ihr Bestes zu besorgen.

Nachdem der Großmeister alles mögliche umsonst versucht, diesen Schritt zu verzögern, willigte er ein,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)