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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

über. Zwischen den Rechten des Volks und der Gewalt der Könige waren noch keine Grenzen gezeichnet, der Reichthum floß in wenigen Familien zusammen. Die reichen Bürger tyrannisirten die Armen, und die Verzweiflung der letztern äußerte sich in Empörung.

Von innerer Zwietracht zerrissen mußte der schwache Staat die Beute seiner kriegrischen Nachbarn werden, oder in mehrere kleinere Tyrannien zerfallen. So fand Lykurgus Sparta; Unbestimmte Grenzen der königlichen und Volksgewalt, Ungleiche Austheilung der Glücksgüter unter den Bürgern, Mangel an Gemeingeist und Eintracht und eine gänzliche politische Entkräftung waren die Uebel, die sich dem Gesetzgeber am dringendsten darstellten, auf die er also bei seiner Gesetzgebung vorzüglich Rücksicht nahm.

Als der Tag erschien, wo Lykurgus seine Gesetze bekannt machen wollte ließ er dreißig der vornehmsten Bürger, die er vorher zum Besten seines Planes gewonnen hatte, bewaffnet auf dem Marktplatz erscheinen, um denen, die sich etwa wiedersetzen würden, Furcht einzujagen. Der König Charilaus von diesen Anstalten in Schrecken gesetzt, entfloh in den Tempel der Minerva, weil er glaubte, daß die ganze Sache gegen ihn gerichtet sey. Aber man benahm ihm diese Furcht, und brachte ihn sogar dahin, daß er selbst den Plan des Lykurgus thätig unterstützte.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)