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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

besonders beytraten, foderte eine Demokratie, eine gleiche Vertheilung der Aecker, wie sie Lykurgus in Sparta eingeführt hatte; die andre, welche die Reichen ausmachten, stritt für die Aristokratie.

Die dritte wollte beyde Staatsformen miteinander verbunden wissen, und setzte sich den beyden andern entgegen, daß keine durchdringen konnte.

Es war keine Hofnung diesen Streit auf eine ruhige Art beyzulegen, so lange man nicht einen Mann fand, dem sich alle drey Parteyen auf gleiche Weise unterwarfen, und ihn zum Schiedsrichter über sich anerkannten.

Glücklicherweise fand sich ein solcher Mann, und seine Verdienste um die Republik, sein sanfter billiger Karakter, und der Ruf seiner Weisheit hatte längst schon die Augen der Nation auf ihn gezogen. Dieser Mann, war Solon, von königlicher Abkunft wie Lykurgus, denn er zählte den Kodrus unter seinen Ahnherrn. Solons Vater war ein sehr reicher Mann gewesen, aber durch Wohlthun hatte er sein Vermögen geschwächt, und der junge Solon mußte in seinen ersten Jahren die Kaufmannschaft ergreifen. Durch Reisen, welche ihm diese Lebensart nothwendig machte, und durch den Verkehr mit auswärtigen Völkern bereicherte sich sein Geist, und sein Genie entwickelte sich im Umgang mit fremden Weisen. Frühe schon legte er sich auf die Dichtkunst, und die Fertigkeit, die er

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)