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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

mit unablässigen Bitten und Mahnungen so lange in ihn stürmte, bis er ungern genug, sein Versprechen gab sich, um die Gunst deines Vaters zu bewerben. Mein Vater sagtest du, hängt nur noch durch ein einziges Band an den Menschen, die Welt hat ihn auf ewig verloren, wenn er die Entdeckung macht, daß auch seine Tochter ihn hintergangen hat.

Angelika. (mit reger Empfindung) Nie, nie soll er das! – Erinnern sie mich noch oft liebe Tante. Ich fühle mich stärker, entschloßner. Alle Welt hat ihn hintergangen – aber wahr soll seine Tochter seyn. Ich will keinen Hofnungen Raum geben, die sich vor meinen Vater verbergen müßten. Bin ich es seiner Güte nicht schuldig? Er gab mir ja alles. Selbst für die Freuden des Lebens erstorben, was hat er nicht gethan, um mir sie zu schenken? Mir zur Lust schuf er diese Gegend zum Paradies, und ließ alle Künste wetteifern, das Herz seiner Angelika zu entzücken und ihren Geist zuveredeln. Ich bin eine Königinn in diesem Gebiet. An mich trat er das göttliche Amt der Wohlthätigkeit ab, das er mit Blutendem Herzen selbst niederlegte. Mir gab er die süße Vollmacht, das verschämte Elend zu suchen, verhehlte Thränen zu troknen, und der flüchtigen Armuth eine Zuflucht in diesen stillen Bergen zu öffnen. – Und für alles dieses, Wilhelmine, legt er mir nur die leichte Bedingung auf, eine Welt zu entbehren, die ihn von sich stieß.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)