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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

zu einer schimpflichen Tiefe sich erniedrigen, und die allgemeine Unwissenheit, unter der Last ihrer Vorurtheile zu Boden gedrückt, griff im Finstern nach unsichern Verbesserungs-Mitteln.

Um den Uebermuth der Vasallen zu dämpfen, war den Königen äußre Hülfe nöthig, und sie fanden sie in den unterdrückten Gemeinen, jener zahlreichen Menschen-Klasse, welche aus den Einwohnern der Dörfer und der Städte bestand. Denn von ihren festen Schlössern aus herrschten über sie die stolzen Nachkommen jener wilden Eroberer Galliens, und hielten sie in den Fesseln einer harten Leibeigenschaft. Handwerke, Landbau und Handel, die nützlichsten und unentbehrlichsten Verrichtungen der Gesellschaft, waren in diesem rohen Zeitalter zur Schande geworden, und denen, die sie ausübten, ließ des Lehnsherrn kriegerischer Trotz kaum noch das Andenken an die Rechte der Menschheit. Weil die Könige des Beistands der Gemeinen bedurften, so boten sie den Gemeinen den ihrigen. Daher neue Vorrechte für die Städte, nicht selten mit Geld erkauft, obgleich sie nach dem Willen der Natur niemals konnten veräußert werden, und Zulassung des Bürgerstands in die Versammlungen der Nation. Die Gränz-Provinzen vereinigten sich nur nach und nach mit der Masse des Reichs, und behielten eigne Vorrechte und eine eigne Verwaltung.

So lange die Edlen Despoten waren in ihren Gebieten, waren die Könige Wohlthäter des Volks, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)