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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

dem immer vorhandenen Adelstolz Sittenverfeinerung und eine der französischen Nation eigne gefällige Höflichkeit sich über die höhern, wie über die niederen Stände verbreitet. Eine nothwendige Folge von beydem war, daß die Gränzlinien zwischen den verschiednen Klassen weniger merklich wurden, und hin und wieder in einander zerflossen.

Allein der bürgerliche Reichthum, stolz und anmaßend, wie der Reichthum überall, und der Erfüllung seiner Wünsche gewiß, verschmähte seine abgesonderte Stufe. Er bemühte sich, jene ehrenvolle Ausnahmen durch Gold zu erhalten, die nicht verdienter durch Geburt erhalten werden. Von Zeit zu Zeit trat ein Theil der reichen Bürger in die Zahl der Adlichen über, und die Summe derer, die zu den Bedürfnissen des Staats beitrugen, ward auf eine mehr oder minder lästige Art nach der Verfassung der Provinzen,[1] aber immer verringert. Alle Staatsbedürfnisse stiegen zu gleicher Zeit zu einer ungeheuren Höhe, und weit über dem Verhältniß des immer sich vermindernden wahren

  1. Die Steuer wird in Frankreich auf doppelte Art entrichtet: In einigen Provinzen ist sie reell, das heißt, gewisse Güter entrichten sie, und gewisse Güter sind frei, mag sie ein Adlicher oder ein Unadlicher besitzen: In den meisten ist sie persönlich, das heißt, die Güter sind steuerfrei oder der Steuer unterworfen, je nachdem sie von einem Adlichen oder Unadlichen besessen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)