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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

von Seiten der Klasse, die sie verließen, und von Seiten derjenigen, in die sie eintraten. Allein die Verachtung derer, die, wiewohl kaum dem Bürgerstand entronnen, dennoch bald alle wesentliche Vorrechte der privilegierten Kaste erhielten, erzeugte nach und nach Nichtachtung der Kaste selbst, und alsdenn blieb ihr nichts von ihrem ehmaligen Glanz', als der allgemeine Unwillen der unprivilegirten. Allein man hat einen solchen Haß Jahrhunderte dauern sehen, ohne daß er sich durch einen plötzlichen oder gewaltsamen Ausbruch Luft gemacht hätte. Das folgt klar aus dieser Darstellung, daß jene indische Dummheit, welche ihre Herabwürdigung natürlichen oder göttlichen Ursprungs wähnt, dem Bürgerstand in Frankreich nicht mehr vorgeworfen werden konnte, und daß ein großer Theil des Adels selbst, durch die Anmaßungen einer Aristokratie, die ihn ausschloß, mit den bürgerlichen vermengt, einer Staatsveränderung mit Sehnsucht entgegensah. Von ihr war Schutz gegen die gemeinschaftliche Unterdrückung zu hoffen, und niemand fürchtete damals den Verlust alter, mit den Wurzeln des Staats verschlungener Vorrechte, weil niemand den plötzlichen Sturz der ganzen Verfassung voraussah.

Bei dieser unnatürlichen Ungleichheit der Rechte lag schwer auf allen das gleiche Joch. Nur diejenigen Staatsgesetze blieben unangefochten, welche der willkührlichen Gewalt keine Zügel anlegten. Diejenigen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)