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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Vertrages sollte vielleicht nach dem Rathe des Schicksals in seinem Leben das Verdienst haben, durch das erste dieser Werke eine noch unreife Staatsveränderung zu ersticken, um durch das andre sie nach seinem Tod auf unerschütterliche Säulen zu gründen.

Dieß ist das Gemählde der Regierung Ludwig XV, und zum Theil der gegenwärtigen. Nichts verkündigte den nahen Sturz der willkührlichen Gewalt. Gerade so unerschütterlich schien die päbstliche Hierarchie nach ehmaligen Kämpfen, im Augenblick, da ein bloßer Mönch aufstand, das ungeheure Gebäude in seinen Grundvesten zu erschüttern, und seine mächtigste Stützen niederzureissen. Ihre Macht, wie die des Despotismus, stüzte sich aufs Vorurtheil der größern Zahl, und auf den Eigennutz der geringern. Alexander VI unmenschliche Laster hatten das Vorurtheil mit sich selbst in Widerspruch gesezt, und die aufflammenden Wissenschaften hatten in seine Nacht einen Lichtstrahl geworfen. Zwischen dem Sturz der willkührlichen geistlichen und weltlichen Macht eine Parallele zu ziehn, wäre leicht und an lehrreichen Betrachtungen fruchtbar, aber sie zu vollenden, müßte man noch einige Jahre abwarten.

England war seit einem halben Jahrhunderte das Muster einer freien, glücklichen Staatsverfassung, wie es die erste christliche Kirche für eine beßre Religionseinrichtung geworden war, und Einzelne unbemerkte Republiken,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)