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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

wie ehmals zerstreute Waldenser-Gemeinden, bewahrten in ihrem friedlichen Schoos die heiligen Rechte der Freiheit. Auch in den alten Denkmalen der griechischen und römischen Geschichte fanden sich große Maximen und große Beispiele. Allein kein menschlicher Geist hatte noch die schwere Kunst, Staaten zu gründen und zu erhalten, dem Naturgesetz und den allgemeinen Rechten der Menschheit gemäs, oder, um das Licht durch den Schatten zu erhöhn, selbst aus dem Gesichtspunkt einer unrechtmäßigen Gewalt, auf feste Grundregeln zurückgeführt, nach allgemein anwendbaren Grundsätzen die Ursachen des Steigens und Fallens der Nationen entwickelt, und, was am neusten und am wesentlichsten war, die verschiednen Ausflüsse der National-Oberherrschaft von einander abgesondert: Frankreich besonders sah mit gleichgültiger Unwissenheit oder mit eifersüchtiger Nichtachtung in Athen nur dem Triumph der Wissenschaften und Künste, in Rom nur den Glanz der Eroberungen, und in Westmünster nur die Kämpfe der Whigs und Torry's, bis Montesquieu mit seinem Geist der Gesetze ans Licht trat.

Unter Ludwig XVI hatten schöne Wissenschaften und Dichtkunst einen schnellen, kühnen Schwung genommen; wie unter August, eine willkührliche Regierung ihnen günstig gewesen war, weil sie einen Schein von Freiheit gewährte, ohne dieser Freiheit ungestüme

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)