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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

vielleicht eine Aufklärung, die aus Voltärens Schriften allein hervorgegangen wäre, niemals eine Staatsveränderung zu Stande gebracht. Die Hand, welche sich begnügt, Vorurtheile und Laster von ihrer Höhe zu stürzen, und weder Wahrheit noch Tugend an ihre Stelle setzt, ist nur zur Hälfte wohlthätig, und oft gefährlich; noch gefährlicher alsdann, wenn ihre Waffen dienen können, Tugend und Wahrheit selber anzugreifen. Von dieser Art sind die Waffen des Lächerlichen. Es ist wahr, Despotismus und Aberglauben, von seinem immer treffenden Spotte verfolgt, wurden schüchterner, und hoben minder trotzig ihre drohende Stirne. Allein für eine wahre Verbesserung, wo standhafter Muth und Aufopfrung eigner Vortheile und Genüsse unentbehrlich werden, gab Voltäre weder Eifer noch Kraft. Sein Werk ist eine unempfindliche Selbstsucht, für die nichts heilig ist, als ihr persönliches Wohl, und die mit falscher Weisheit der Uebermacht oft schmeichelt, und immer nachgiebt. Sie begnügt sich, wenn sie den Druck herrschender Vorurtheile sich selbst entzogen hat, mit betrachtendem Spott, ohne jenen edlen, feurigen Haß, der fürs Wohl der Menschheit aufglüht,


Gelegenheit losbrechen wird. Es wird ein schöner Lärm werden, und Glück zu unserm jungen Volk: sie werden Wunderdinge sehn. Allgem. Korresp. VII. Band, S. 315. Ausg. von Beaumarchais in 8vo.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)