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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

bestätigt. In allen Zeiten hat man sich dieser Waffe bedient, aber nicht in allen hat man ihre Stärke gekannt, und ehmals war sie nur zu oft in die gefährliche Hände unwürdiger Besitzer gefallen. Alles wird heilig, was Neckers Hände berühren, und erhält das Gepräge höher Weisheit und Tugend. [1] Es schien ihm, daß nichts der Nation verborgen seyn müßte, was von der Nation kommt und für die Nation geschieht. Ludwig XVI hatte zur Verheimlichung keine persönliche Gründe, und er gewährte die Einwilligung, welche die dringende Beredsamkeit der Tugend ihm abfoderte; daß die Rechnung von den Staatseinkünften, dem Monarchen abgelegt, auch dem Volke kund würde. Nichts ist so gerecht und so einfach, als diese Foderung. Aber nichts desto weniger war sie der kühnste Schritt dessen, der sie that, weil sie der erste war, und unter allen Wohlthaten, die Frankreich und Europa ihm danken, um ihrer Folgen willen die größte: Denn falsche Grundsätze über Staatsgeheimnisse, durch Unwissenheit erzeugt, und durch den Eigennutz der Verwalter genährt, hatten überall und während langer Jahrhunderte den Völkern die Kenntniß der Bedürfnisse und der Hülfsmittel des Staats entzogen, und die willkührliche Macht hatte sich ihre Schätzung und Vertheilung als ausschließendes Vorrecht zugeeignet. Alle Freunde des öffentlichen Wohls in und ausser


  1. Ueber Neckern wird ein eigener Artikel versprochen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)