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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält

ich nicht suche, dir Beschämung zu ersparen. Ungestüm, Ungerechtigkeit ist eine Krankheit in dieser schönen Seele. – Genese, lieber Kranker.

Graf. Ja, ich will! Mir ist’s, als hätte ich mich nun wieder, wieder aus deiner Hand! – Ach, Juliane – (Mit dem losbrechenden Ton des innigsten Schmerzens.) Meine Frau ist ein Engel!

Juliane. (Unwillkührlich vom Lachen ergriffen.) Lieber, lieber! Vergieb! – (Muthwillig) Nicht so schmerzenreich sah ein Mann aus, den ich einmal vier Wochen nach der Hochzeit sagen hörte: Meine Frau ist – ein Weib! Und wenn du mir mit diesen Worten meine Seligkeit raubtest – mit diesem Ausdruck sagte wohl noch kein Mann diese Worte. – O du lächelst selbst!

Graf. Warum nicht? Denn ich raube dir deine Seligkeit nicht mit diesen Worten.

Juliane. (Sehr ernst.) Nein, gewiß nicht. Ihr werdet glücklich seyn. – (Mit leichter, aber gefühlvoller Fröhlichkeit.) Nun, mein Freund, soll ich dir nun noch mehr sagen? Ein guter Mann, der einen Engel findet, erkennt in ihm – fast seines gleichen. Ein guter Mann, der einen Engel findet – liebt diesen Engel.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)