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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält

Juliane. Das sieht meinem Freunde gleich. Du weißt, daß du mirs doch versprechen müßtest, und du hältst mich nicht länger umsonst auf. Mächtig genug bist du deiner, seit wir uns sprachen, um dein Versprechen zu halten. – O ich habe dir noch nicht gesagt, daß ich heute ein Paar sehr fröhliche Stunden hatte. Du weißt doch Lotten, das reine holde Geschöpf, das mit so vieler Naivetät an mir und meiner Kleinen hängt, und die frommen Einwendungen ihrer Mutter gegen uns sogar nicht begreifen kann. Ich blieb heute lange bei ihr, weil sie ganz allein war – Ihre Mutter ist gut, bei aller ihrer Steifigkeit, und sie würde mir für die Paar Stunden danken – es ist doch eine Freude, auf einen so lieblichen Boden unsre Blumen zu säen!

Graf. Juliane! – Du bist ganz Liebe und Wohlthun.

Juliane. Ah, hilf mir doch wählen. Morgen ist ihr Namenstag, ich schicke ihr einen Rosenstock; nun steh’ ich heute schon oft zwischen diesen beiden, und weiß mein Lebtag nicht, welchen ich ihr schicke. Einen möchte ich behalten –

Graf. Nun – und natürlicherweise behältst du nicht den Schönsten. Das ist doch gewiß dieser.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)