Seite:De Thalia Band3 Heft12 111.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

andern Unterricht haben konnte, und doch eines Unterrichts bedurfte; ich mußte mir Mühe geben, sie zu erhalten, und deswegen waren sie mir werth. Sie waren mir nicht vom Papa und Mama zum Geschenk gegeben, denn sonst hätte ich sie auch für nichts weiters gehalten, und blos diesen dafür gedankt, aber so war ich froh, daß sich ein Mann die Mühe gegeben hatte, für mich zu sorgen. Doch auch, da wünscht' ich seine Bekanntschaft deswegen, weil ich damalen glaubte, er könne mir noch mehr geben, als in seinem Buch stünde –

Balder.

Und hast du jezt diesen Glauben verlohren?

Heimdal.

Beynahe. In ihren Büchern treiben sie die Weisheit von hunderten ihren Lesern ins Gehege, und sie selbst stehen mit ihrer Klapper erbärmlich da und haben nichts gefangen. Der Ausnahmen giebt es weniger, und ich habe wirklich bisher nur noch ein Paar Schriftsteller kennen lernen, die mir lieber sind als ihre Bücher. Die besten unter ihnen pressen sich aus, wie ein Schwamm, andern den Durst zu löschen, und sie selbst werden trocken. Es ist mir doch ein Trost, daß von allen Uebeln, die die leidige Schriftstellerey über die Menschheit bringt, doch die größten davon die Schriftsteller selbst treffen. Bei dem allen aber wird es um nichts besser, wahre Herzlichkeit nimmt immer mehr

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_111.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)