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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Heimdal.

Zumal in unserm Zeitalter, das stolz darauf ist, aus jeder Blume Gift zu ziehen, der auch den erschlaften Gaumen reizt, und mitleidig über den lächelt, der nur Honig darinne fand, und sich damit begnügen konnte.

Balder.

Nun, so bist du heute gerade der Mann für dasselbe.

Heimdal.

Weil ich sage, was andere thun? Laß dir sagen, warum mir dieß gerade bey dem Reisen einfiel. Sonst reist man, um Männer zu suchen, von denen man noch mehr lernen könnte, jezt reist man, um diese Männer selbst auszulernen und sie zu beurtheilen; sonst suchte man Kenntnisse zu erwerben, um seinem Vaterlande zu nützen, jezt sucht man sie, um sie herab zu setzen. „in Frankreich verstehen sie das Ding besser,“ ist die Formel, mit der fast jeder von seinen Reisen zu erzählen beginnet; sonst suchte man das zu erkundigen, wovon man in seinem Vaterlande Gebrauch machen konnte, jezt sucht man neugierig zu begucken, wozu im Vaterlande keine Gelegenheit zur Anwendung ist; sonst benuzte man seine erworbenen Kenntnisse im Stillen für sich und seine Mitbürger, jezt läßt man sie drucken, um vor der Welt zu prahlen, sonst –

Balder.

Nun, ich weiß schon, daß es dir nie an Antithesen fehlt, aber dieß sind lauter zufällige Nachtheile, die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_124.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)