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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

von Klugen vermieden werden, und der Vortheil, den man aus Reisen ziehen kann, ist demohngeachtet –

Heimdal.

Groß, ich kenne ihn; aber eben deswegen, weil man auf diesen allein sieht, bekam ich Lust, über den Nachtheil nachzudenken, und dich möchte ich vorzüglich darauf aufmerksam machen, denn wenn du eine schöne Aussicht vor dir hast, vergissest du immer, daß du im Schlamme stehst. Aller Nachtheil, den das Reisen haben kann, wird von dem überwogen, den es für den Charakter hat, und der für unsere Zeiten um so wichtiger ist, da man diesen dadurch bilden will. Ich will dich nicht damit unterhalten, daß Unerfahrne allen Gefahren des Universitäts Leben ausgesezt sind, daß es einem auch mittelbar die Uebel der Schriftstellerey vermehrt, daß Fürsten den Schweiß ihrer Unterthanen in fremden Ländern verprassen, daß viele nur deswegen reisen, um mit geringerem Verlust der Ehre, der Wollust zu fröhnen; sondern nur damit, daß gerade aus dem Vortheil, den man sich für die Bildung davon verspricht, ein unvermeidlicher Nachtheil entsteht. Um sich auf Reisen beliebt zu machen, hat man fast nichts, als sein äußeres Betragen; die Wirkung der Recommendations-Briefe wird immer geringer, man gewöhnt sich dadurch, sich so zu bezeugen, wie man am schnellsten den andern einnimmt, und verlernt, sich auf seinen innern Werth zu verlassen. Man sucht Personen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)