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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

im Innern erkauft werden muß, kurz, er wirkt diejenige verkehrte Stimmung der Gemüther, nach welcher man den wahren Lebensgenuß aufofpert, um den scheinbaren damit zu erkaufen. Daß wir in diesem unglücklichen Hange leben, darüber ist kein Zweifel. Was sind nun die Folgen davon? Nicht mehr Tugend, sondern das Wohlleben des Reichen ist das Ziel, das der Niedrige seinem Bestreben sezt; die Macht des Reichen fällt zugleich drückend auf ihn, die ungeheure Menge von Bedürfnissen die er als nothwendig anzusehen gelernt hat, liegt wie ein Haufe Schutt auf ihn, und wenn er wie ein Verzweifelter arbeitet, sich hindurch zu graben, so nennen wir das Industrie. Der eine Theil ist durch seine Schwäche, weil er seine Kräfte nie brauchte oder verschwelgte, zu allem bereit, was ihm ohne Kräfte viel auszurichten verspricht, und der andere, der seine Kräfte in unwürdigen Beschäftigungen verbrauchen mußte, läßt sich, wie ein matt gejagtes Pferd hinführen, wohin man will, und dieß bereitet jedem Betrüger Triumpf. Der eine Theil kann durch den Glanz des Wohllebens, der ihn umgiebt, das Elend, das

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)