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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

nicht mehr den Ruf der Ehre. Deine Thaten schallten vergebens in meine Ohren; was kümmerte mich Ludwig, und die Fürsten und Ritter?

Westhausen. Oh das kann ein Weib?

Sontheim. Sie war Witwe, Augenzeugen hatten hinterbracht, daß sie Herrmann fallen gesehen in Palästina. Die Vorbereitungen zur Hochzeitfeier begannen. In wenigen Tagen sollte mir Herrmanns Wittwe ihre Hand am Altar geben. Sie hatte schon Landsberg geräumt. In diesem Taumel traf uns die fürchterliche Botschaft, Herrmann lebe noch, und sey in Pilgerkleidern, unerkannt zu Landsberg. Ein Knappe, dem er sich entdeckt, eilte mit dieser Nachricht zu uns herüber. – Priestersegen und Altar konnten unsern Bund nur der Welt offenbaren. Fest und doppelt geknüpft war er schon, die rasche Leidenschaft hatte nicht auf Priestersegen und Altar gewartet. – Mathilde erholte sich zuerst. Hast du Muth, fragte sie mich, in der Liebe? Magst du berechnen, was du thun kannst mich zu besitzen, zu retten von der unauslöschlichen Schmach? – Ich schauderte, kämpfte, aber von ihr kämpfte ich mich nicht los. Die Liebe schuf sich eine eigne Tugend, und die Tugend der Liebe kannte kein Verbrechen, als preis zu geben der unauslöschlichen Schmach das Weib das mir alles geopfert hatte. Und bei Gott, Heinrich, noch jetzt, in diesem schrecklichen ernsten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)