Seite:De Thalia Band3 Heft9 017.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.
Das heimliche Gericht - Teil 3

Sontheim Also, so ist es? Nun versteh’ ich dich. Du liebst mich nicht mehr, du verachtest mich. Und du willst mich retten? – So gewiß ich deiner bedarf – so gewiß verwerfe ich deine Hülfe.

Westhausen. Wie? –

Sontheim. Westhausen, vor wenig Augenblicken wünscht’ ich den Tod, den Tod der Verbrecher. Ich schmachtete nach Vernichtung, denn des ermordeten Geist drückte den meinen nieder. Jetzt ist meine Seele heller. Ein schönes Ziel scheint noch vor ihr aufzudämmern. Ich fühle mich stark genug zu leben, denn Herrmanns Geist ist von mir gewichen. Der Edle schont meine letzten Kräfte, daß ich mit diesen ihn versühnen könne. Heinrich, du weißt es nicht, aber es ist dein Werk. An den wohlthätigen Stral der Freundschaft zündet sich die verlöschende Flamme von neuem an. Ohne dich schwindet sie wieder dahin. Aber so will ich deine Hülfe nicht. Kalte Pflicht wird die zarte Lebensblüthe nicht warten und pflegen; deines Herzens hätte diese bedurft. Hab’ ich dein Herz verloren, so geh. Geh, und laß dich das flüchtige Licht nicht dauern. Es wird bald ausgehen, und todtes Dunkel wird wieder meine Sinnen umhüllen. – Nein, ich scheue dein

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)