Seite:De Thalia Band3 Heft9 053.jpg

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Konrad. (schmerzlich zu Siegmund.) Sieh wie die glatte Dirne Liebe, ihre graue ehrwürdige Mutter, Natur, mit Füßen tritt! – Seht doch, Mathilde, diesen Mann noch einmal an. Es ist ja Euer Vater! – Dieß wohlwollende Auge glänzt von Vaterliebe; dieser Mund, der Euch so oft als lallendes Kind in ruhigen Schlaf sang, in den letzten Zuckungen des Todes schloß er sich noch mit Vatersegen – (wehmütig) Wollt Ihr Euch von diesem Bilde trennen?

Mathilde. (unruhig) Konrad!

Konrad. Sein Geist wurde Euer Schutzengel, vom Himmel dazu geweiht. Jedes Unglück das Euch drohte, wandte er leise von Euch ab. Er sandte mich zu Eurer Rettung, als Ihr in des Rheines Fluten mit dem Tode kämpftet. Ihm dankt Ihr Euer Daseyn, Euer Leben – wollt Ihr Euch noch von ihm trennen?

Mathilde. Du greifst so sanft, so fest in mein Herz –

Konrad. (steigend) O seht nun diesen Mann, von Mördern erschlagen, in seinem Blute liegen – seht die tiefen Schwertwunden an seinem Haupt, wie das schwarze Blut in dicken Tropfen an seinen Silberlocken herabrinnt –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)