Seite:De Thalia Band3 Heft9 056.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Konrad. Du bist nicht, wie Homburg log, die Tochter eines armen Ritters, der unter Räuberhänden fiel. Ein rechtlich erzeugtes Kind bist du des Grafen von Gießbach, der vor achtzehn Jahren in diesen Mauern ermordet wurde.

Mathilde. Gott! von wem?

Konrad. Das soll Dir Siegmund sagen. Rede, Alter, so Wahrheit, wie einst vor seinem Thron! –

Siegmund.
Der Graf Wulfried von Homburg war ein geerbter Feind Eures Vaters. Oft befehdeten sie sich, doch nach Landes- und Rittersitte, nie ohne dreitägige Verkündigung. – In einer schrecklichen Nacht, wo alles schlief, nur der Wartenwächter nicht, wurde plötzlich Lärm geblasen, das Schloß war überfallen. Euer Vater warf sich in seine Rüstung, und führte seine Knechte muthig an. Die Feinde erstiegen die erste Mauer, und Euer Vater sah nun seinen Todfeind auf ihn dringen, und wehrte sich ritterlich. Seinen Helm spaltete eine Steitkolbe, er sank – Wie ich durch den Haufen drang, mit den besten Knechten, lag Euer Vater auf dem Boden. Homburgs Bube, nun Graf Sewald von Homburg, damals achtzehn Jahr, und eben wehrgerecht geworden. Den sah ich über Euerm Vater stehen, der um Schonung bat, um seiner Kinder willen – Teufel hätten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)