Seite:De Volkssagen Pommern 041.jpg

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und trieb allerlei Ungestüm. Dieses Fest wollten sie auch jetzt, nach der Abreise des Bischofs, sich nicht nehmen lassen, obgleich sie getauft waren. Sie kamen deshalb zusammen und schlemmten nach alter Gewohnheit. Wie nun das Volk also toll und voll war, da waren Einige unter ihnen, die hatten noch etliche kleine Götzenbilder aufbewahrt. Diese zeigten sie dem Volke, und sagten, das wären ihre alten, wahren Götter, unter denen sie doch ein gutes Leben gehabt hätten, wogegen man ihnen jetzt alle Freuden verbieten wolle. Darum sollten sie den alten Glauben wieder annehmen, und den fremden abenteuerlichen Christengott fahren lassen. Dasselbige gefiel dem tollen Haufen, und sie warfen das Christenthum weg, lästerten Gott, und trieben den Bischof Adalbert aus, den ihnen St. Otto zurückgelassen hatte, und wurden wieder sammt und sonders Heiden. Aber für diesen Gräul wurden sie alsbald bestraft. Denn urplötzlich schickte unser Herr Gott das höllische Feuer herunter und verbrannte die ganze Stadt bis in den Grund; bloß die beiden geweiheten christlichen Kirchen blieben unversehrt stehen. Da das die Bürger sahen, sind sie in Reue gerathen, haben den Bischof Adalbert zurückgerufen, Buße gethan und das Christenthum wieder angenommen. Aber die Stadt Julin, die bis diesen Tag gewaltig und groß gewesen, ist seitdem zu keinem Gedeihen wieder gekommen, und nicht lange hernach, wie oben erzählt, ganz und gar zerstört worden.

Kantzow, Pomerania, I. S. 114.
Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 98. 151.
Cramer Gr. Pomm. Kirch. Chron. I. 49.


22. Stettins Abfall von Christenthum.

Des schweren Exempels der Stadt Julin ungeachtet fielen nicht lange hernach auch die Stettiner von dem wahren

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)